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Könnten Walderhaltungszahlungen die biologische Landwirtschaft untergraben?

Kohlenstoffzahlungsprogramme wie der vorgeschlagene REDD-Mechanismus (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation, d.h. die Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern) könnten “naturfreundliche” Landwirtschaftstechniken unter Druck setzen, indem sie die Notwendigkeit vergrößern, die landwirtschaftliche Produktion zu intensivieren, warnt ein im Juni in Conservation Biology erschienener Artikel.



Der Artikel, der im September 2009 von Jaboury Ghazoul und Lian Pin Koh von der ETH Zürich und von mir selbst verfasst wurde, postuliert, dass REDD, indem es die Opportunitätskosten der Umwandlung von Waldland für die Landwirtschaft erhöht, möglicherweise den Anteil an Land einschränkt, der verfügbar ist, um dem wachsenden Nahrungsmittelbedarf gerecht zu werden. Weil die biologische Landwirtschaft und andere biodiversitätsfreundliche Agrarpraktiken generell geringere Erträge haben als industrielle Landwirtschaft, wird REDD also eine Verlagerung zu produktiveren Formen der Nahrungsmittelproduktion fördern.




Ölpalmenplantage: nicht sehr biodiversitätsfreundlich?

“Land schonen (land sparing), das heißt intensive Landwirtschaft auf einer kleineren Fläche Land, bietet vielleicht größere Chancen, den landwirtschaftlichen Ansprüchen unter geringerer Beeinträchtigung der biologischen Diversität gerecht zu werden, als naturfreundliche Landwirtschaft”, schreiben wir. “Da die Produktivität des Landes bei intensiver Landwirtschaft hoch ist, werden die Opportunitätskosten von REDD steigen, besonders wenn der Bedarf an Rohstoffen steigt.”



Wir geben als Beispiel den erwarteten Bedarf an Gummi an.



Bis 2050 kann zunehmender Autobesitz die Produktion von 164 Millionen Tonnen Naturgummi alleine für die Reifen erforderlich machen, was bei intensiver Gummiproduktion 54 Millionen Hektar Land und bei Agroforstwirtschaft mit geringeren Erträgen 161 Millionen Hektar erfordern würde. Anders gesagt ist der Bedarf an Anbaufläche für Holdings mit geringeren Erträgen und “Dschungelgummi” drei Mal größer als für industrielle Plantagen.




Wenn “degradiertes Land”—oft ein Euphemismus für Land, das benützt wird, aber formal unbeansprucht ist, oder das einfach unklassifizierter Wald ist—wirklich so großflächig ist wie von manchen Ländern behauptet, könnte es die Aussichten auf biologische Landwirtschaft in einer von REDD eingeschränkten Welt verbessern.

Natürlich kann REDD die Rentabilität der landwirtschaftlichen Produktion auf degradiertem Land verbessern und damit möglicherweise etwas von dem Druck wegnehmen, die Landwirtschaft zu intensivieren. Nichtsdestotrotz ist die Menge an Land, die benötigt wird um dem prognostizierten Bedarf an Lebensmitteln, Treibstoff, und Fasern gerecht zu werden, immens groß: es ist gut möglich, dass bis 2050 400-500 Millionen Hektar neuer Plantagen und neuen Ackerlandes benötigt werden, wenn man davon ausgeht, dass pro Jahr 2-3 Prozent bessere Erträge eingefahren werden, was in Anbetracht der marginalen Produktivität des meisten degradierten Landes noch ein rosiges Szenario ist.



Was ist also die Zukunft von naturfreundlichen Landwirtschaftspraktiken in einer landgebundenen Welt, in der der Wunsch nach Walderhaltung dem Konsum der Menschen gegenübersteht? Wir behaupten nicht, die Antwort zu kennen.



Während naturfreundliche Landwirtschaft größere Chancen für die Kohlenstoffbindung bietet (und damit möglicherweise Biodiversität mit den Zielen zur Abschwächung des Klimawandels verbindet), leidet sie unter geringeren Erträgen als industrielle Methoden der Lebensmittelproduktion, was es zu einer umso größeren Herausforderung macht, den zukünftigen Bedarf einer hungrigeren und bevölkerungsreicheren Menschheit zu decken.




Zitiert aus: Jaboury Ghazoul, Lian Pin Koh und Rhett A. Butler. A REDD Light for Wildlife-Friendly Farming. Conservation Biology Band 24, Ausgabe 3, Seiten 644-645, Juni 2010.


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